Sonntag, 28. Dezember 2008

Freiheit für Mustafa Atalay in der Kirche gefordert!

Heilig Abend gegen 23 Uhr anläßlich der Christmette der Predigt der Bischöfin Maria Jepsen im Hamburger Michael, der einer der Hauptkirchen dieser Stadt ist. Eine handvoll Menschen verlassen ihre Plätze, gehen zum Altar und bemächtigen sich des Mikrofons, und fordern öffentlich die Freilassung des haftunfähigen Mustafa Atalay!
Weiterhin möge sich die Bischöfin für Mustafa Atalay einsetzen. Sie und ein weiterer Geistlicher weigerten sich Stellung zu nehmen und wollten ihren Gottesdienst weiterführen.!
Die DemonstrantInnen liessen sich aber nicht abwimmeln und halten eine kurze Rede zu Mustafa Atalay! Danach überreichten sie Jepsen Hintergrundmaterial einschließlich diverser Gutachten zu Mustafa und verteilten eine Resolution, mit der Aufforderung seiner Freilassung. Danach gab es sogar unerwartet Beifall von den KirchenbesucherInnen.! Wären mehr InterventionistInnen anwesend gewesen, hätten mensch länger bleiben können.! Die DemonstrantInnen verließen unbehelligt die Kirche.!
Diese Erklärung wurde verteilt:!
"Mustafa Atalay ist einer der fünf Angeklagten im § 129b- Prozess vor dem Oberlandesgericht Stuttgart. „Ich bin ein Journalist und ein Sozialist - kein Terrorist“ hat er auf den Anklagevorwurf der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung erwidert.!
Mustafa Atalay ist 52 Jahre alt und lebt seit 2000 in Deutschland als politischer Flüchtling. Er befindet sich seit November 2006 ununterbrochen in Untersuchungshaft. Die meiste Zeit davon war er isoliert untergebracht und er hat strenge Sonderhaftbedingungen.!
Mustafa Atalay ist schwer herzkrank. 2006 erlitt er einen Infarkt. Ihm mussten drei Bypässe gelegt werden. Seine Festnahme erfolgte aus einer Rehabilitationsklinik heraus. Zwei Bypässe sind wieder verstopft. Während der Haft waren am Herzen weitere Eingriffe nötig. Wegen der Herz-Kreislaufprobleme und anderer Erkrankungen erhält er täglich 8 bis 10 Medikamente.!
Mustafa Atalay war über 15 Jahre im Gefängnis in der Türkei. Er wurde schwer gefoltert und hat bleibende körperliche Schäden erlitten. Ein vom Gericht bestellter Gutachter hat das Vorliegen eines Posttraumatischen Belastungssyndroms festgestellt.!
Mustafa Atalay muss sofort aus der Haft entlassen werden!"!
Mehr als hundert Menschen und Gruppen, darunter aber auch Prominente, wie die Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke (Die Linke) und der Schriftsteller Peter. O. Chotjewitz, haben diesen Solidaritätsaufruf für die sofortige Freilassung von Mustafa Atalay unterzeichnet. Gemeinsam mit Ahmet Düzgün Yüksel, Ilahn Demirtas, Devrim Güler und Hasan Ssubasi wird Mustafa vom Staatschutzsenat in Stuttgart-Stammheim vorgeworfen, Spenden zur Finanzierung des bewaffneten Kampfes der Revolutionären Volksbefreiungspartei - Front (DHKP-C) in der Türkei gesammelt zu haben und somit Mitglied einer »ausländischen terroristischen Vereinigung« zu sein. Erstmalig kommt damit in Deutschland der Paragraph 129b (»Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland«) gegen die politische Linke zur Anwendung.!
Devrim Güler, einer der 5 Gefangener aus dem Stuttgarter 129b-Verfahren zu Mustafas Gesundheitszustand:
"So mache ich mir ernsthafte Sorgen um Mustafa, der täglich 9-10 Tabletten einnehmen muss. Seine Gesichtsfarbe nimmt während der Verhandlung solch einen grau-schwärzlichen Ton an, dass man es mit der Angst zu tun bekommt. Dennoch versucht er sich, soweit es ihm möglich ist, nichts anmerken zu lassen und sich tapfer zu halten."
Da trotz der Solidarität das zuständige Gericht, bisher Mustafa nicht freigelassen hat, hielten es die Menschen für notwendig öffentlich im Michel zu intervenieren, um mehr Druck auszuüben.
P.S. Reaktionen:
Durch diese Aktion konnte auch das Schweigen der bürgerlichen Zeitungen durchbrochen werden: Die Hamburger Morgenpost berichtete am 27.12. in einem Artikel davon: Bischöfin Jepsen nahm "den Vorfall in ihrer Predigt auf und versprach das Anliegen an die zuständige Behörden weiterzuleiten".
Auch gab es dazu Veröffentlichungen in der Onlinezeitung www.scharf-links.de und bei Indymedia sowie weitere Unterschriften.
" Sehr schön ! Koole Akion. Macht weiter so und lasst euch nicht entmutigen!" War ein Kommentar auf Indy. Die Solidaritätserklärung kann per E-Mail unterstützt werden: hamburg@political-prisoners.net!

Für die Freilassung von Mustafa Atalay!